11.08.2022

So steigern Sie die Akzeptanz von Smart Glasses bei Frontline Workern in der Automobilbranche

  • Frontline Worker digitalisieren
  • Der Begriff Augmented Reality (AR) ist zurzeit in aller Munde. Aber mal ehrlich: Wo stünde AR heute, wenn es keine intelligenten Geräte gäbe? Wahrscheinlich wäre Augmented Reality nicht mehr als eine von vielen spannenden Zukunftsvisionen, wie wir sie in Serien wie „Die Jetsons“ bestaunen. Aber auch wenn wir noch weit entfernt von den fliegenden Autos der Jetson-Familie sind, haben Technologien wie Smart Glasses das Potenzial, die Automobilbranche – insbesondere die Arbeit der Mitarbeitenden in Service und Produktion – zu revolutionieren. [Von Anastasia Costin]

    Die Pandemie und alle damit verbundenen Einschränkungen hat Automobilherstellern, Händlern und Werkstätten eines ins Bewusstsein gerückt: Es ist enorm wichtig, dass Mitarbeitende jederzeit auf alle relevanten Informationen zugreifen können und an jedem Ort der Welt Unterstützung erhalten. Digitale Reparaturanleitungen, Schritt-für-Schritt-Anweisungen und sofortige Hilfe durch Remote-Experten können deswegen die tägliche Arbeit und Abläufe im Unternehmen positiv beeinflussen. Gilt das aber auch für die Angestellten, die in der Automobilbranche in Service und Produktion beschäftigt sind? Kann diese Art der Arbeit genauso digitalisiert werden, wie es bei Büroangestellten bereits der Fall ist?

    Haben wir Mitarbeitende in Service und Produktion zu wenig beachtet?

    Eine Studie des Handelsblatt Research Institute in Zusammenarbeit mit TeamViewer ergab: 71 von 100 Büroangestellten gehen davon aus, dass digitale Technologien und Kollaborationssoftware in Zukunft nicht mehr aus ihrem Beruf wegzudenken sein werden.
    Unter den Mitarbeitenden, die abseits vom Schreibtisch unterwegs sind, stimmt nicht einmal die Hälfte dieser Aussage zu: tatsächlich sind es nur 45 %.

    Gleichzeitig arbeiten aber 80 % aller Berufstätigen weltweit nicht am Schreibtisch. Weshalb aber erkennen sie die Vorteile der Digitalisierung für ihre Arbeit nicht? Ein Hauptgrund ist sicherlich, dass ihre Bedürfnisse dabei nicht unbedingt immer beachtet werden. Aber was brauchen Mitarbeitende in Service und Produktion wirklich? Und wie beachten Sie ihre Wünsche bei der Digitalisierung von Prozessen?

    Reduzieren wir es doch auf das Wesentliche: Arbeitskräfte möchten ihren Job erledigen. Sie wollen keine Zeit damit vergeuden, nach Informationen zu suchen. Denn das führt zu Frustration und wirkt sich auch auf die Qualität der Arbeit aus. Smart Glasses sind eine einfache Methode, Informationen immer dann zur Verfügung zu stellen, wenn sie benötigt werden. Dabei müssen die Brillen gar nicht ständig getragen werden: Sie werden bei Bedarf aufgesetzt und wieder abgesetzt, sobald das Problem gelöst ist. Laut dem Fortune Magazine ist Technologie für Angestellte nach besseren Löhnen und bezahltem Urlaub der drittwichtigste Faktor, der ihnen dabei hilft, Stress zu reduzieren und effektiver zu arbeiten

    Jeder neue Prozess bedeutet, dass wir neue Dinge lernen müssen. In einem Arbeitsumfeld, in dem alle ohnehin genug zu tun haben, möchte sich aber meist keiner die Zeit für die Einarbeitung in ein neues Tool oder Gadget nehmen. Unternehmen sollten daher versuchen, neue Technologien wie Smart Glasses so in reguläre Arbeitsprozesse einzuführen, dass Mitarbeitende sofort die Vorteile sehen.

    Mitarbeitende möchten Anerkennung für ihr Wissen

    Autos und andere Fahrzeuge verwandeln sich mehr und mehr in leistungsfähige Computer auf Rädern. Wartung und Reparatur dieser Fahrzeuge werden immer komplexer. Für ältere Fachkräfte bedeutet das eine Herausforderung, da diese neuartigen Technologien ganz neue Kenntnisse voraussetzen. Einfach nur eine neue Lösung einzuführen, nützt also gar nichts. Viel mehr brauchen Ihre Mitarbeitenden die Bestätigung, dass ihre Fähigkeiten nicht einfach durch ein intelligentes Gerät ersetzt werden. Sie müssen ihnen versichern, dass die neue Technologie ihren ohnehin schon reichen Erfahrungsschatz nur mehr ergänzt und ihr Wissen nicht wertlos wird.

    Eine von Gartner durchgeführte Studie ergab, dass „sich die Hälfte der Angestellten, die keine Wissensarbeiter sind, von ihren Arbeitgebern mehr Entscheidungsfreiheit darüber wünscht, wann, wo und wie sie arbeiten. Weniger als ein Drittel dieser Gruppe attestiert ihrer Arbeit ein gewisses Maß an Flexibilität.“

    Smart Glasses und AR-basierte Remote-Support-Lösungen könnten hier einen Paradigmenwechsel einläuten: Wenn Arbeitskräften alle Informationen, die sie für ihren Job benötigen, in ihrem Sichtfeld zur Verfügung stehen – und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt – und wenn sie beide Hände frei haben, arbeiten sie wesentlich selbstbestimmter. Kein Warten mehr auf den einzigen Kollegen, der dieses oder jenes Fahrzeugmodell aus dem Effeff kennt. Keine Suche mehr nach alten Betriebsanleitungen oder Ersatzteilnummern. Alles ist immer und in Echtzeit verfügbar.

    Datenschutzrechtliche Bedenken – investieren Sie in sichere Lösungen

    Hinsichtlich des Datenschutzes gab es in der Vergangenheit gerade bei Smart Glasses wie dem Google Glass – der ersten Datenbrille überhaupt – oder ähnlichen Produkten von Facebook Bedenken. Der Verdacht, dass alles, was die Kamera oder das Mikrofon der Smart Glasses aufzeichnet, durch den Hersteller gespeichert und genutzt werden könnte, galt in erster Linie Verbraucherprodukten.

    Es ist nur natürlich, wenn Mitarbeitende auch bei den Firmen-Smart-Glasses dieselben Bedenken haben. Aber das ist im betrieblichen Kontext nicht notwendig: Schließlich gelten bei der Arbeit in punkto Sicherheit und Datenschutz in den meisten Rechtssystemen andere Gesetze. Darüber hinaus hat der Arbeitgeber in der Regel ein berechtigtes eigenes Interesse am Schutz dieser Daten. Deshalb sind die Sicherheitsvorkehrungen bei unternehmenseigenen Geräten weitaus ausgereifter als bei Verbraucherprodukten. Und letztlich gibt es Lösungen, die den gesamten Datenverkehr so verschlüsseln, dass nicht einmal das Unternehmen, dass die AR-Software der Smart Glasses entwickelt hat, die Daten auslesen könnte, ganz zu schweigen vom Arbeitgeber. Diese Art der Verschlüsselung wird als Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bezeichnet.

    Laut McKinsey wird Cybersicherheit zu einem neuen Qualitätsmerkmal in der Automobilbranche. Inzwischen stehen wir kurz vor der Einführung vernetzter, selbstfahrender Autos. Und kein Automobilhersteller, Händler oder Servicebetrieb kann es sich leisten, das Thema Cybersicherheit zu vernachlässigen. Das schließt natürlich jegliche Hardware und Software ein, die zur Herstellung, Wartung und Reparatur von Fahrzeugen genutzt wird. Jedoch ist keine Technologie oder Sicherheitsvorkehrung ohne die Mitwirkung der Nutzer unüberwindlich. Auch deshalb ist es so entscheidend, die Mitarbeitenden in Service und Produktion frühzeitig an Bord zu holen und von dieser Technologie zu überzeugen: AR und Smart Glasses mit integrierten Remote-Support-Lösungen bringen Unternehmen und Mitarbeiter in einer automobilen Welt, die sich in rasendem Tempo digitalisiert, einen großen Sprung nach vorne.